Weite Regionen Boliviens liegen in großer Höhe, La Paz, Potosi, Oruro, Uyuni – der gesamte Altiplano liegt mehr als 3.000 m über dem Meeresspiegel. Hier ist der Luftdruck niedriger, der Sauerstoffgehalt der Luft geringer. Dazu kommt oft noch Sonnenstrahlung von ungewohnter Intensität.
Symptome der Höhenkrankheit, in Bolivien Soroche oder Sorojchi genannt, sind Kopfschmerzen, Appetitverlust, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Atemnot, Schwindel, Ohrensausen und Schlafschwierigkeiten. Erste Symptome können schon bei einer Höhe von 2.000 m auftreten.
Bergwanderern wird zumeist empfohlen, bei einem Anstieg zur Übernachtung einen Ort 300 m unterhalb der Tagesmaximalhöhe zu wählen. Das ist natürlich bei einer Fahrt nach La Paz kaum zu machen. Wichtig ist, sich auf erreichter Höhe etwas auszuruhen und körperliche Anstrengungen zu vermeiden. Auch schweres und reichliches Essen sollte ebenso vermieden werden wie der Genuss von Alkohol.
Gegen leichte Beschwerden kann man die sogenannten soroche-pills oder Aspirin einnehmen. Diese können auch vorbeugend (einige Stunden vor Erreichen der Höhe) eingenommen werden. Bei stark anhaltenden Kopfschmerzen und Schwächegefühlen sollte man Sauerstoff zu sich nehmen und unbedingt einen Arzt konsultieren. Die meisten Hotels im Hochland verfügen über Sauerstoffflaschen. Auch auf dem Flughafen von La Paz (El Alto) sind Sauerstoffflaschen verfügbar.
Sehr häufig hört oder liest man auch von der wohltuenden Wirkung des Coca-Tees. Gemessen an denwissenschaftlich nachgewiesenen Wirkstoffen in so einem Blätteraufguss müsste die Wirkung gering sein oder allenfalls auf einem Placebo-Effekt beruhen. Doch auf jeden Fall sind die mit einer Tasse Coca-Tee verbundene Ruhepause sowie die Flüssigkeitsaufnahme sicher erholsam.
Übrigens: Auch Alexander v. Humboldt bekam bei seiner Reise durch Südamerika und dem letztendlich vom Erfolg gekrönten Versuch, den Chimborazo (im heutigen Equador) zu besteigen, die Folgen der Höhenkrankheit zu spüren und beschrieb die Symptome ausführlich.
Meyers Konversationslexikon von 1888 in 19 Bänden beschreibt Höhenkrankheit (dort als Bergkrankheit bezeichnet) sehr bildhaft:
Bergkrankheit, krankhafter Zustand, von welchem die Menschen sowohl als gewisse Säugetiere beim Ersteigen sehr hoher Berge befallen werden. Die gewöhnlichsten Erscheinungen der B. sind: Ekel und Abneigung gegen Speisen, meist auch gegen Wein, starker Durst, Übelkeit und Erbrechen; das Atmen wird beschleunigt und keuchend, Brustbeklemmung und Erstickungsangst bei heftigem Klopfen des Herzens und der großen Arterien stellen sich ein; dazu gesellen sich Schwindel, heftiger Kopfschmerz, Anwandlungen von Ohnmacht, unbezwingbare Schläfrigkeit, nicht erquickender, sondern durch ängstliche Träume gestörter Schlaf, endlich außerordentliche Ermüdung der Muskeln. Je plötzlicher der Mensch große Höhen erreicht, um so gefährlicher treten die genannten Symptome auf. In einem Luftballon starben 1880 drei Franzosen in einer Höhe von etwa 8000 m. Außerdem kommen noch Blutungen aus den Lippen, der Haut, den Lungen, Blutbrechen, Darm- und Nierenblutungen vor. Manche Menschen erleiden bei der B. eine gewisse Abstumpfung der Geistes- und Sinnesthätigkeiten; andre zeigen dagegen eine regere geistige Thätigkeit und haben die Empfindung einer eigentümlichen Leichtigkeit des Körpers. Erst nach längerm, mehrere Monate dauerndem Aufenthalt gewöhnt sich der Mensch allmählich an das Höhenklima, und die Erscheinungen der B. treten an ihm zurück. Nicht alle Menschen sind für die B. gleich empfänglich; am stärksten werden starke, vollblütige und fettleibige Individuen davon betroffen. Für Herz- und Lungenkranke ist die B. gefährlich. Bei klarer, wasserarmer Atmosphäre ist die B. stärker ausgebildet, als wenn die Luft feucht, nebelig oder bewegt ist. Die Ursache der B. liegt in der stark verdünnten Luft und ihrem geringen Sauerstoffgehalt, in der Einwirkung der Kälte und des grellen Sonnenlichts. In den Andes, wo man die B. als Mal di Puna bezeichnet, dient das Kauen von Kokablättern als Heilmittel.
Interessanterweise ist nach mehrmonatigem Aufenthalt im Hochland Boliviens dann in Deutschland noch 3 Wochen später ein überdurchschnittlicher Hämoglobin-Wert bei Blutuntersuchungen auffällig.